Unternehmertum in unsicheren Zeiten erfordert ergänzende Fähigkeiten. Krisen brauchen mutige, authentische und ganzheitlich denkende Unternehmer. Axel Schönfelder ist ein solcher und spricht auf dem Peter Hertweck NachfolgerFORUM am 20. & 21. Oktober.
Axel Schönfelder – wie bist Du aus Deiner Krise gekommen?
„Es war sicherlich auch dem Alter geschuldet, dass ich in den jungen Jahren des „Selbstständig“ seins, kein wirkliches Verständnis für die notwendigen unternehmerischen Skills hatte, gerade im Umgang mit finanziellen Angelegenheiten. Ich hatte mir alles allein ohne Hilfe aufgebaut.
Ich besaß den größten Inline-Skate Laden Deutschlands, hatte darüber hinaus ein weiteres Sportgeschäft, 8 Sonnenstudios und eine Familien-Sauna auf 15.000qm mit Restaurantbetrieb.
Ich habe große Summen Geld bewegt, an Kredite war damals sehr einfach zu kommen und ich hatte es zu mindestens verstanden, den Geldfluss über Jahre so aufrecht zu halten, dass ich selbst mit einem hohen Kreditvolumen, stets in der Lage war, die sich dann langsam aufkommenden „Finanzlöcher“ zu stopfen. Grundsätzlich liefen alle Geschäfte gut, aber ich steckte alles Geld immer wieder in neue Projekte, aber es war eben NICHT MEIN GELD!
Die Banken blieben ruhig, es gab ja noch damals Schecks, die ich als letztes Mittel noch zur Verfügung hatte. Das Mehrkontenmodell verschaffte mir immer kurzfristige Liquidität.
Völlig naiv, ohne Mentor im Versuch das „learning by doing“ und meine Kreativität würde gegen das aufkommende Unheil schon reichen, ging ich langsam unter. Alle Alarmsignale wurden ignoriert, mangels fehlender Selbstreflektion, ich war ein Meister der Ausreden Banken Begründungen zu geben, warum es eben nicht so lief nach Plan und legte gleich einen Neuen vor.
Es waren eh immer die anderen schuld.
Ein misslungener Verkauf eines der Sonnenstudios, brach mir Gott sei Dank endgültig das Genick und ich musste 1994 Insolvenz anmelden.
Erst dann wurde mir klar, dass mein gesamtes Lebenskonstrukt auf einem „Selbstbeschiss“ aufgebaut war. Alles, was ich in der Spiegelung im „Außen“ besaß, was mich gegenüber der Gesellschaft als „erfolgreicher Axel“ mein Selbstwertgefühl gepimpt hatte, WAR AUF EINMAL WEG! Keine geleasten Porsche mehr, keine Penthouse-Wohnung, keine VIP-Partys etc.
Wirklich wichtig war für mich gewesen, dass ich plötzlich NICHTS mehr hatte, sämtliche Illusionen ich würde nur über meine materiellen Werte im Außen gewertschätzt, offenbarten sich mit brachialer Gewalt. Ich habe mich erstaunlicherweise sehr schnell dieser Lebenslüge entledigt, denn wenn Du wirklich nichts mehr hast, der Gerichtsvollzieher Dich öfter sieht als Deine Familie, hast Du die Chance Dich endlich einmal selbst zu reflektieren.
Dachte ich noch Wochen vor meiner Insolvenz, ich bin der König und unantastbar, war ich nun der arme Bettler vor den Toren derer, die wirklich erfolgreich als Unternehmer waren und noch wichtiger: „wussten wer sie waren“!
Ich stand oft vor dem Spiegel und betrachtete mich immer intensiver, um mich meiner Maske zu entledigen, die ich mir selbst ausgesetzt habe. Ich machte mich in dieser selbstzugefügten Niederlage auf den Weg zu mir selbst. Wer war ich wirklich? Der Weg in die Spiritualität auf der Suche nach mir selbst, half mir eine völlig andere Sichtweise über den „MENSCH“ Axel zu erfahren. Zum ersten Mal spürte ich mich und fühlte auch, all das, was der „Möchtegernunternehmer“ Axel nie zustande gebracht hatte.
Ich machte sogar den REIKI-Meister und ich legte Schritt für Schritt den „alten Axel“ ab.
Natürlich war die Realität bitter. Vor mir lagen im schlimmsten Fall 30 Jahre der Insolvenz, wenn ich nicht in der Lage war von meinen übriggebliebenen 600.000DM Schulden runterzukommen.
Ich blieb der Sportartikelbranche treu, war fest angestellt, hatte mein nichtpfändbares Auskommen und alle Überschüsse steckte ich in die Rückzahlung meiner Schulden. Ich war sehr erfolgreich in dem was ich tat und ich konnte nach ca. 4 Jahren in Verhandlungen mit den Gläubigern treten einen Schuldenerlass mit einer Einmalzahlung Schritt für Schritt zu erzielen.
Motiviert auch von den Zusagen der damaligen Geschäftsleitung 35% an Gesellschaftsanteilen zu erhalten nach meiner Insolvenz, spornten mich natürlich erneut sehr an, schnell „schuldenfrei“ zu werden. Anfang 2008 war abzusehen, dass ich Mitte 2009 wohl mein Ziel erreichen würde. Das wurde auch dem GF und 100% Gesellschafter gewahr und von dort an, arbeite er nur noch gegen mich. Ich hatte dem Unternehmen ein siebenstelliges Vermögen durch meine Arbeit verschafft und spürte, was das für mich heißen würde.
Im Januar 2009 bat ich um ein Gespräch und darum mich doch einfach abzufinden mit 250.000€ und ich würde dann auch nicht mehr in diesem Bereich arbeiten und mich ganz meiner Musik widmen. Man stimmte zu, ich spürte aber, dass ich wohl betrogen werden würde.
Die Kollektion für 2010 ließ man mich noch fertig stellen, denn diese war sehr wichtig für die Großkundenaufträge und dann flog ich von einem auf dem anderen Tag aus der Firma. Der GF hatte mich gehasst für meinen Erfolg und das ließ er mich auch in Worten spüren, die ich hier nicht wieder geben möchte.
Ich stand wieder vor dem Nichts.
Diesmal aber nicht wie beim ersten Mal, sondern ich hatte viel gelernt in den vergangenen 15 Jahren nach meiner Insolvenz.
Ich wusste, wer ich war, ich kannte meine Stärken, ich kannte aber auch meine Schwächen aber die wichtigste Erkenntnis war, dass Geld zwei Formen von Energie besaß.
Die eine war die negative Form, bei der Geld zu NEID, GIER und MACHTMISSBRAUCH führen kann und da war noch die positive Form, bei der Geld eine völlig andere Energie bekommen kann, die ich dann nach meiner sehr schnell getroffenen Entscheidung mein eigenes Unternehmen zu gründen leben wollte:
GELD, war nicht mehr mein Ziel für meine persönlichen Bereicherung, basierend auf materiellem Werten zur „Show“ für die Welt da draußen. Ich wollte „teilen“.
Zuerst aber musste ich mein Unternehmen wieder von NULL aufbauen, Geld gab mir niemand, ich hätte es auch nicht angenommen. Denn ich wollte nie wieder Schulden machen! Mein gesamter Aufbau des neuen eigenen Unternehmens musste auf der Erkenntnisessenz meiner Erfahrungen beruhen.
Es funktionierte!
Ich lernte zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Menschen kennen, viele Großkunden meiner alten Arbeitsstelle gaben mir Aufträge, weil sie mich unterstützen wollten.
In China gab man mir Zahlungsziele weil man mir helfen wollte und man mich seit vielen Jahren kannte. Ich hatte Aufträge und nach dem Geldeingang des Kunden, bezahlte ich die Chinesische Factory.
Innerhalb 2 Jahren hatte so viel Erfolg, dass ich 8 weitere Mitarbeiter einstellen konnte, denn meine Schwächen wollte ich unbedingt anderen übergeben, die es konnten.
Schon 2012 kaufte ich aus eigener Liquidität ein Firmengebäude mit Lager. Ich kontrollierte mich stets jeden Tag aufs Neue, hatte einen Cashflowplan, der seines Gleichen sucht.
Ich wusste zu jedem Zeitpunkt, trotz aller komplexen Zahlen, wo ich mit meiner Firma, vor allem finanziell stand.
Innerhalb der weiteren Jahre wuchs meine Mitarbeiterzahl auf 30 und hinzu kamen weitere Firmen. Ich zahlte brav Steuern, hielt alles Kapital in der Holding, investierte ins Wachstum, jedoch auch immer wieder in „Beton“, um Vermögen zu schaffen.
„Erfolg führt zur Demut und ohne meine Mitarbeiter bin ich nichts“. Ich habe gelernt nicht mehr „vertrauen“ zu müssen, denn die Steigerung von Vertrauen ist nicht darüber nachzudenken, ob ich es kann oder nicht. Nur weil ich erfolgreich bin, habe ich nicht das Recht mich zu erhöhen, etwas „Besseres“ zu sein, als irgendein anderer Mensch.
Ich habe ebenso erkannt, dass Zeit kein Faktor von Erfolg ist und ich führte zunächst die 35 Std bei vollem Gehalt ein und werde, sobald es mit der neuen Warenwirtschaft läuft, versuchen wir auf 30 Stunden zu reduzieren. Natürlich bei vollem Lohn, denn ich möchte meinen Mitarbeitern Lebenszeit schenken.
„Wachstum ist endlich“ und das Streben nach „Mehr“ führt immer ins Verderben, früher oder später. Sich des eigenen Lebens bewusst zu werden und welche Werte gerade als Unternehmer wirklich zählen: „Menschlich bleiben“, den anderen respektieren und vor allem wertschätzen.
Meine Unternehmen und gerade meine persönliche Philosophie tragen in der Zukunft meine jungen Mitarbeiter weiter, die ebenso denken wie ich. Dafür bin ich dankbar“
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